Freitag, 24. Juli 2009

Der "kleine" Süden Chiles - endlich vollständig

Hallo und herzlich Willkommen zu einer neuen Ausgabe meines Blogs :)

wie versprochen berichte ich nun, nun da ich wieder nach Santiago zurückgekehrt bin, ausführlich über meine Reise durch den "kleinen Süden" - so bezeichnet man die Region zwischen Mittelchile und dem südlichsten Teil (Patagonien und Feuerland), welchen ich bereits im April bereist habe. Nachfolgend eine kleine Orientierungshilfe ;)


Nachdem ihr nun eine ungefähre Vorstellung der Region habt, steuern wir sogleich den ersten Stopp an -> Pucón! (wir bewegen uns den roten Punkten folgend von Norden nach Süden)

1. Pucón:

Dieses kleine Städtchen ist 8 Stunden oder besser gesagt 789 km südlich von Santiago direkt am Lago Villarica und nur 25km entfernt von dem die Landschaft dominierenden gleichnamigen Vulkan gelegen.


Nachdem ich in dem sympathischen Städtchen morgens angekommen und im Hostel auf Anhieb eine Gruppe Amerikaner und Irländer kennengelernt hatte, ging es mit diesen auch gleich auf Entdeckungstour der umliegenden Gegend, welche spektakuläre Landschaften, ein indigenes Mapuche-Dorf und ein Bad in vulkanischen Thermen beinhaltete.

Ein Highlight während dieser Exkursion waren beispielsweise die "Augen von Carburgua" - so bezeichnet man die Stelle an welcher der überirdisch verlaufende Fluss Carburgua mit dem unterirdisch aus Vulkanwasser bestehenden Strom zusammentrifft und dadurch ein spektakuläres Farbenspiel aus verschiedensten Blau- und Grüntönen verursacht.


Nach diesem Naturschauspiel ging es anschließend sofort weiter zum Lago Carburgua, indem der gleichnamige Fluss sein Ende findet. Dort erwartete uns ebenfalls eine unglaubliche Landschaft, wie nachfolgende Bilder beweisen ;)




Nach dem anstrengenden Teil (Wanderungen, Felsenklettern, etc.) folgte der angenehme, nämlich ein Entspannungsbad in heißen, durch den Vulkan erhitzen, Naturthermen. Die Temperatur reichte hierbei in den verschiedenen Bassins von 35 bis 42 Grad - und ja, 42 Grad ist wirklich, wirklich warm ;)


Dieser kleine Luxus war genau das Richtige, um am nächsten Tag Punkt 7:00 Uhr startbereit für einen überaus kräftezehrenden Tag zu sein - denn es stand die Besteigung des 2.847m hohen Vulkans Villarica an. Dieser Basaltvulkan ist einer der aktivsten auf dem ganzen amerikanischen Kontinent - dementsprechend sind Lavaausbrüche, Ascheregen und Rauchwolken keine Seltenheit sondern eher Alltagsgeschäft. Während des letzten Ausbruchs im Jahre 1971 hat der Vulkan sogar seinen Gipfel in die Luft gesprengt (deshalb seine heutige Form) und zudem einen Lavastrom von 14km Länge, 200m Breite und 5m Höhe verursacht.

Trotz der Aktivität des Vulkans ging es wie gesagt um 7:00 Uhr morgens mit dem Shuttledienst los zum dortigen Skigebiet. Top ausgerüstet mit Helm, Steigeisen und Pickel starteten wir also am Fuße des Schnees überaus motiviert.


Der Aufstieg war jedoch kein Zuckerschlecken. Insgesamt 6 Stunden Anstrengung pur standen uns bevor und danach wussten wir wirklich was es heißt an seine Grenzen zu gehen. Dementsprechend gab es auch für alle von uns Momente an denen wir am liebsten umgedreht wären. Dies hätte sich aber nicht ganz so einfach gestaltet, da man dann alleine im Schnee mit weit und breit keiner weiteren Menschenseele geblieben wäre - also nicht wirklich eine Option und der Stolz trieb uns darüberhinaus an uns selbst mit unserer Leistung zu überraschen - wollten wir doch alle sagen können, dass wir bis nach oben gekommen und bis hinab auf das Erdinnere, die brodelnde Lava, geschaut haben.



Bald teilte sich jedoch das Feld und eine Spitzengruppe, der ich ebenfalls angehörte, legte ein schnelleres Tempo vor und bald zeigte sich, dass nur diese Spitzengruppe realistische Chancen hatte den Gipfel bis 14:00 Uhr zu erreichen, da man zu dieser Uhrzeit, egal wo man sich befindet, aufgrund der einsetzenden Dämmerung den Abstieg zu beginnen hat.

Vorbei ging es also an Ruinen, von Häusern die durch die letzte Eruption zerstört wurden, immer weiter und weiter nach oben. Bis, ja bis wir nicht mehr weiter konnten, denn trotz des schönen Wetters mit purem Sonnenschein, war die Spitze des Vulkans, also die letzte Stunde des Aufstiegs, zu vereist, um den Aufstieg weiter fortzusetzen. Unsere Führer wollten diesbezüglich kein Risiko eingehen, da in den vorausgegangen 2 Wochen 8 schwere Unfälle erfahrener Bergsteiger passiert waren. Das Problem gestaltete sich folgendermaßen: Bei einem Sturz auf der vor uns liegenden Eisfläche hätte der Pickel, der normalerweise als Notbremse fungiert, keinen Halt gefunden und man wäre bis hinab ins Tal gerutscht - vielleicht vorher gestoppt durch Felsen - was auch keine bessere Option dargestellt hätte.

Nach kurzweiliger Enttäuschung überwog jedoch letztendlich doch die Freude über das Geleistete! So genossen wir bei einer kleinen Pause den wunderbaren Ausblick über das unter uns liegende Tal und die umliegenden Seen und Vulkane. Sehr spektakulär kann ich nur sagen und definitiv die vorausgegangenen Mühen wert!!!!




Anschließend begannen wir den Abstieg, was den lustigen Teil der ganzen Exkursion darstellte. Denn hierfür legten wir einen Schutz in Form von "XXL-Windeln" an und rutschten einfach auf unserem Hosenboden den Vulkan hinunter. Eine sehr spaßige Angelegenheit, das kann ich euch versichern ;)))



Belohnt wurde ich vollkommen kaputt aber glücklich wieder in Pucón angekommen zum Abschluss mit einem tollen Sonnenuntergang über dem See Villarica.




2. Valdivia

Am darauffolgenden Tag folgte frühmorgens die Weiterfahrt mit dem Bus nach Valdivia, was die Hauptstadt der Region "Los Ríos" (= die Flüsse) darstellt, denn Valdivia ist malerisch inmitten der 3 Flüsse "Río Calle Calle", "Río Cau Cau" und "Río Cruces" gelegen. Jedoch nicht nur die Flüsse, sondern auch ein tragisches Ereignis charakerterisieren die Stadt. Denn im Jahre 1960 fand direkt auf Höhe Valdivias im Pazifik unweit von der Küste das schwerste jemals aufgezeichnete Erdbeben der Welt statt. Dabei wurden durch das Erdbeben und den damit einhergehenden Tsunami 60% der Stadt zerstört.

Die durch das Erdbeben ausgelöste Absenkung des Wasserspiegels:



Ebenfalls interessant ist, dass sich in Valdivia ab 1864 eine große deutsche Bevölkerung ansiedelten, die der Stadt und Region zu einem wirtschaftlichen Aufschwung verhalfen, da dadurch unter anderem die erste Bierbrauerei (Deutsche ohne Bier geht halt einfach nicht ;) ) sowie das erste Stahlwerk Chiles entstanden. Jedoch nicht nur wirtschaftlich kann man sich dort fast heimisch fühlen, auch die Architektur sowie Straßennamen erinnern stark an Deutschland. Auch belebten die Deutschen die dortige kulinarische Kultur, indem sie die Tradition des Kaffeetrinkens am Nachmittag inklusive der dazugehörigen Kuchen, Back- und Schokoladenwaren etablierten. So bestellt man wirklich in den dortigen Kaffeehäusern "Kuchen" (ein ins chilenische eingebürgertes Wort) oder bekommt auch schon einmal eine echte "Sacher-Torte" serviert.





So...nun aber chronologisch ;)
Direkt nach meiner Ankunft machte ich mich nämlich sogleich zu einer weiteren dortigen Sehenswürdigkeit auf - nämlich der "Feria fluvial". Dabei handelt es sich um einen Fisch- und Meeresfrüchtemarkt, dessen Attraktion die überdimensionalen Seelöwen sind, welche auf Reste der Fischverarbeitung warten. Schön aufgereiht findet man diese faulen Geschöpfe auf extra hierfür errichteten Podesten schön in Reih und Glied sitzend.


Nur einen "Fischwurf" entfernt liegen die Ausflugsboote, welche eine weitere Attraktion darstellen; so heuerte auch ich auf der "Reina Sofia" an und machte mich auf zu einer 6-stündigen Fluss-Schippertour. Dabei waren neben unglaublich spektakulären Landschaften - die ein wenig an die Rhein-Landschaft erinnerten (wahrscheinlich war die Ähnlichkeit zur deutschen Natur und dem dazugehörigen Wetter der Grund für die überproportionale Besiedelung durch die Deutschen) eine Inselwanderung mit Besichtigung eines alten spanischen Fortes.


Das "Castillo de Corral":


Mein persönliches Highlight jedoch war das Mittagessen ;) denn hierbei kam ich in den Genuss des Traditionsgerichtes der Insel Chiloé, nämlich dem "Curanto". Dabei handelt es sich um verschiedene Muscheln, Fleischstücke, Würstchen und Kartoffeln, welche zusammen in einem Topf oder traditionell in einem Loch heißer Steine gekocht werden. Hört sich komisch an, sieht überwältigend aus, schmeckt aber einfach wunderbar :) Und das meine ich ernst!!!

Das "Cuanto" :)



Nach der Schiffsfahrt ging es zum Abschluss des Tages noch auf ein Bierchen in die bereits angesprochene älteste Brauerei Chiles, die von einem Deutschen mit dem Namen Kunstmann gegründet wurde. Dort gibt es neben Bockbier, Lager und alkoholfrei (Namen im Chilenischen übernommen ;) ) auch Spezialitäten wie Honigbier oder Bier aus karamelisierter Gerste.

Die Bierverkostung:



Die Bierstube und das Restaurant, auf dessen Speisekarte auch Sauerkraut und Spätzle zu finden sind, sind natürlich original bayrisch eingerichtet und geizen nicht mit Stereotypen ;)

Das "typische" Bild von Deutschland:



3. Puerto Varas

Bereits am nächsten Tag ließ ich das Mekka der Deutschen hinter mir und machte mich auf nach Puerto Varas. Dieses kleine Städtchen versprüht aufgrund seines malerischen Panoramas eine unnachahmliche Atmosphäre. So liegt Puerto Varas direkt am Ufer des Sees Llanquihue hinter dem sich am Horizont die beiden Vulkanen Osorno und Calbuco abzeichnen, während die Straßen mit gemütlichen Cafés und stylischen Restaurants überlaufen - denn nicht umsonst ist Puerto Varas ein beliebter Urlaubsort der einheimsichen Bevölkerung.


Auch für mich war Puerto Varas nicht nur Ausgangspunkt eines Trips in den unweit entfernten Nationalpark "Vicente Pérez Rosales". Nachdem ich dort die 3 Wanderwege alle abgelaufen und während einer eingelegten Pause meine Mütze und meine Sonnenbrille *schniiiiiief* vergessen hatte, ging es auf zu der Hauptattraktion dieses Parks - den Saltos del Petrohué. Hierbei handelt es sich um einige große Wasserfälle, die einem nicht nur aufgrund der gewaltigen Wassermassen die gewaltige Stärke der Natur eindeutig spüren lassen, sondern auch eine unglaubliche Aussicht mit den im Hintergrund liegenden Vulkanen ermöglichen.







4. Castro (Chiloé)

Nach dem kurzen Abstecher durch Puerto Varas setze ich am nächsten Tag mir Bus, Fähre und wieder Bus auf die zweitgrößte Insel Chiles "Chiloé" über und quartierte mich in der dortigen Hauptstadt Castro - meinem letzten Ziel - ein. Gleich nach meiner Ankunft hieß es dann natürlich noch die letzten Sonnenstrahlen ausnutzen und per Fuß die Stadt erkunden.



Dabei ging es vorbei an den typischen Fischerhäuschen der Stadt, auf zu den im Wasser gebauten Palafitos - Häuser auf Holzpfählen im Meer. Diese Konstruktionen wurden eigentlich bei dem schweren Erdbeben von Valdivia 1960 komplett zerstört, jedoch da sie zum Erbe der Stadt gehören, an einigen Stellen, unter anderem auch in Chiloe, wieder original aufgebaut. Nach den arquitektonischen Highlights stand als nächster Programmpunkt die "Feria Artesanal" an. Dort findet man neben traditionellen Strick- und Webprodukten, auch von Keramik- und Holzkunst bis hinzu Baseball-Mützen made in China alles. Auch ich wurde dort fündig und habe einen würdigen Ersatz meiner verlorenen Mütze gefunden ;)





Am nächsten Tag ging es dann auf zu einer Chiloé-Tour, welche zunächst mit einigen von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärten Holzkirchen begann. Diese stellen heute immer noch den Lebens- und Kulturmittelpunkt der dortigen Bevölkerung dar, sodass sich zur Vorbereitung der wichtigsten Feiertage sogar Urlaub genommen wird, damit auch alles perfekt organisiert werden kann.



Weiter ging es anschließend auf einen Friedhof mit einigen über hunderte von Jahren alten Häuschen. Diese wurde direkt über dem Grab erbaut, um der Familie die sich dort zum Beten versammelte einen Schutz vor dem dortigen Dauerregen zu bieten. Manche sind sogar mit Ofen, Tisch und Schränken oder auch zur Weihnachtszeit mit einem Christbaum ausgestattet.



Danach stand noch eine Wanderung durch den Nationalpark Chiloé's an, in welchem unserer Gruppe nicht nur die Besonderheiten des chilotischen Waldes sondern auch dessen Mythen und Sagen näher gebracht wurden ;))) Den Abschluss bildete anschließend ein ausführlicher Strandspaziergang am pazifischen Ozean, bevor es auch schon wieder durch die an Irland erinnernde Landschaft zurück nach Castro ging, von wo aus mich am gleichen Tag noch eine 16 stündige Busfahrt bis nach Santiago zurückbrachte.





Alles in allem also eine wunderbare Reise! Ich hoffe ich konnte euch durch meine Bilder und kleinen Geschichten zumindest einen kleinen Einblick bieten und vielleicht sogar ein wenig Lust auf eine eigene Reise dorthin machen ;)

Bis zum nächsten Mal.

Eure Christina


PS: Die ausführliche Fotogalerie findet ihr unter:
http://picasaweb.google.com/christina.wawarta/SurChico1523072009#

3 Kommentare:

  1. juhuuu... wieder ein kleiner blog bericht, aber ja nicht die fortsetzung vergessen :)

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  2. ui, ich frage mich gerade wie die XXL windel aussieht?! :)

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  3. Hallo liebe Anna :) ja, ich bemühe mich fleißig dran zu bleiben, was gar nicht immer so einfach ist, weil viel Arbeit ;)
    Aber nichtsdestotrotz kommt immer wieder ein kleines Stückchen hinzu...und ganz ehrlich häppchenweise ist es doch auch viel spannender, oder? ;)
    Ganz liebe Grüße an dich!!!

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